REGION - Grenzverläufe
Grenzverläufe können unterschiedliche Gründe und damit Aufgaben haben, z.B. Reiche, Länder, Gaue, Ämter, Güter, Gemeinden, oder Besitzstände markieren. Die Grenzen boten Schutz vor Feinden, Konkurrenz und Fremdnutzung, aber auch vor Wildverbiss und Wetterschäden, oder sie dienten dem Generieren von Maut und Steuern. Entsprechend vielfältig sind auch ihre Erscheinungsbilder.
Flüsse und Bäche wurden im Allgemeinen zum Regeln der Grenzverhältnisse genutzt.
Das Suffix „-aha“ wird in der Flurnamen-Forschung häufig mit Wasser in Verbindung gebracht. Nach meinen Überlegungen wäre das mit Anteil (a), Aufteilung (h), Anteil (a) zu übersetzen, verweist also auf die Abfolge Grundstück, Fluss, Grundstück . So heißt ein trockener Graben als Zaun- oder Mauerersatz in historischen Gartenanlagen Ha Ha, aber auch Aha. Weitere Beispiele wären: Auter ≙ Aue Teiler; Fuhse ≙ Aktion offene Aufteilung (fuh); Haller (bei Springe, Hallerspringe Helereisprig, 1007) H ≙ Aufteilung, in diesen Fall der Allmende; Ihme ≙ in Aufteilung (ih), beieinander, Einheiten; Leine (selbst- erklärend); Möseke ≙ beieinander (M), Orte (ö), Verlaufseinheiten (se), eindringende Einheit (ke); Wolfsgraben ≙ weite Kreisgröße (wol), Aktionsverlauf (fs), Graben als künstlich angelegter Wasserlauf.
Fösse ≙ Aktion, Kreise, Verlauf, (F,ö,s), Verlaufseinheit (se)
Die Fösse markiert die alte Grenze zwischen Davenstedt und Badenstedt; dieser Grenzverlauf wird im folgenden näher betrachtet.
Ricklingen: Reck, auch Rick (mnd.), bezeichnet eine als Sperre abgelegte Stange; zum anderen wurden die Helden und Mannen der adeligen Führer als Recken bezeichnet;
-lingen ≙ Gemeinschaft der unterschiedlichsten Interessengruppen.
Ihlpohl: (um 1200 Ypolle) ≙ außerhalb (y), vorgelagerter Großkreis (pol), herausgenommene Einheit (le). Das entspricht einer Gruppe Reichsschützer, also einer Polizeieinheit. Die entferntesten vorgelagerten Grenzorte der Erde sind der Nordpol und der Südpol.
Weghaus: Mautstellen, von Hannover nach Hameln bzw. Göttingen
Fischerhaus: ≙ Aktion in (Fi) Grenze (scher) (s.a. Koordina-tensystem)
Tönjes-, Lerchen-, Krähen-, Klingen-, Hasen-, Nuß-, Nacken- und Papenberg sind Beispiele von natürlichen oder künstlichen Erhebungen zum Schutz von Menschen und Tieren am Rande der Siedlung (Hochwasserschutz, Fluchthöhe).
Barsinghausen/Landringhausen: Der Ringwall der Ysenburg (1376, Isenborgh 1459, Utzenburg 1600, Eutzenburg 1727) wurde etwa im 10./11. Jh. in sumpfiger Niederung an der Grenze zum Bukkigau als Fliehburg angelegt, ihre Reste im 19.Jh. eingeebnet.
Rehre: ein Weg, der sich zwischen zwei Rechtseinheiten (Re) befindet (s.a. oben bei „-aha“)
Roßbruchgraben: ≙ Rechtskreis (Ro) ß, sz ≙ Verlauf allgemein (s), individuell (z), bruch ≙ offener Bereich)
Der Verlauf ist zum Teil die alte Grenze zwischen Amt (Schloß) Ricklingen und Amt Langenhagen. Als Graben wurde dieser künstlich angelegt, vermutlich zum Entwässern und aus Gründen der Kostenteilung und zum Nutzen beider Gemeinden.
Gleidingen: Im Jahr 983 bezeugt Hrothger de Glethingi unter anderem den Grenzverlauf innerhalb des Herzogtums Sachsen zwischen Engern und Ostfalen. Später verläuft hier die Grenze zwischen Kurhannover und dem Hochstift Hildesheim u.a. mit den Orten Oesselse und Ingeln.
Oesselse: Namen wie im Eichengrund und auch -sel im Ortsnamen zeigen diese Grenze an. Ingeln ≙ einschließender Nutzen (in), Schutz, Einheit, groß (gel) (s.a. Zeichen der Region); der Igel ist als Schlangen- und Insektenfresser bekannt.
Grenzbegehungen: Maulschelle, Backpfeife, Ohrfeige, Dachtel, Ohrbatsche, Ohrflag, Oerfil, Dusel, sind Erinnerungsmaßnahmen, die bei Grenzbegehung dem Nachkommen zu Teil wurden (wenn nicht gar ein Prügelknabe den Schmerz aushalten musste). So beinhalten diese Begriffe meist ein Äquivalent zur Grenze oder zur begrenzenden Fläche (-schelle, Back-, Ohr/Oer-, -sel) und einen Begriff, der die Aktion beinhaltet (z.B. Pfeife-, -feige, Dach-).
BILD: Kurhannoversche Landesaufnahme
Fösse, Ricklingen, Ihlpohl, Tönjesberg, Weghaus, Fischerhof |